1.11.2025 Online auf Plattformj: Glanzvolle Premiere von «Marie Curie» in Thun

Die Regisseurin und die beiden Schauspielerinnen, die Marie Curie verkörpern, geben Einblicke in ihre Arbeit und zur Person Marie Curie. Der Online-Beitrag von plattformj in voller Länge https://mobile.plattformj.ch/artikel/237235/
Mit «Marie Curie – Pionierin, Nobelpreisträgerin, Fremde» feierte das Theater am Tatort eine berührende Premiere. Zwei Schauspielerinnen verkörpern die berühmte Forscherin in verschiedenen Lebensphasen. Das Publikum goutierte das Laienschauspiel auf höchstem Niveau mit minutenlangen Standing Ovations.
von Max Saladin
Freitagabend, kurz nach halb acht in der Aula des Berufsbildungszentrums IDM Thun. «Hier habe ich meine Abschlussprüfung geschrieben», sagt eine junge Frau, als sie den Saal betritt. Heute werden allerdings keine Prüfungen geschrieben, sondern hochklassiges Laientheater zelebriert. Das neue Stück des Vereins Theater am Tatort feiert Premiere. «Marie Curie – Pionierin, Nobelpreisträgerin, Fremde» erzählt vom Leben einer Frau, die mit Entschlossenheit und Neugier die Grenzen der Wissenschaft sprengte, aber gleichzeitig mit Ausgrenzung, Verlust und Einsamkeit kämpfte.
Unter der Regie von Daniela Schneiter Bichsel ist ein biografisches Schauspiel entstanden, das ohne grosse Effekte und ein aufwändiges Bühnenbild auskommt. «Das Publikum soll sich wirklich auf das Stück und auf die ausserordentliche Leistung der Schauspielerinnen und Schauspieler konzentrieren», erklärt Schneiter Bichsel im Interview vor der Premiere. Geschrieben wurde das Stück von ihrem Ehemann Ueli Bichsel, der den Fokus bewusst auf die Frau hinter den Entdeckungen legt.
Intensive Probenzeit
Rund 80 Proben liegen hinter dem Ensemble. «Das ist für ein Laientheater eine stattliche Anzahl», blickt Regisseurin Daniela Schneiter Bichsel zurück. «Lange habe ich nur in Kleingruppen geprobt, weil ich kurze Szenen intensiv einüben wollte. Erst in den letzten Wochen standen sie alle gemeinsam auf der Bühne. Das geniessen sie, es herrscht eine tolle Stimmung im Ensemble. 'Es hett efach gfägt!'», fasst sie zusammen. Doch viel Zeit zum Ausruhen bleibt dem Ensemble nicht. Nach der gelungenen Premiere stehen im November 17 weitere öffentliche Vorstellungen auf dem Programm und sechs Sondervorstellungen für das Berufsbildungszentrum IDM Thun. Die Dernière steigt am Samstag, 29. November.
Nach knapp zwei Stunden intensivem Theatererlebnis gab es minutenlange Standing Ovations. «Der Applaus ist unser Lohn. Es hat alles so funktioniert, wie wir es uns erhofften», meint Yumi Speich sichtlich erleichtert nach der Premiere. Sie ist Projektleiterin und hat im Stück die junge Marie Curie verkörpert. Monika Balsiger spielte Marie Curie als ältere Frau, und ergänzt: «Jemand kam auf mich zu und meinte nur, sie werde mir noch schreiben. Jetzt sei sie sprachlos und wisse gar nicht, was sagen. Das ist eine tolle Bestätigung für uns!»
Anita Luginbühl
Informationen zur Premiere von "Marie Curie" am 31.10.2025
Liebe Frau Speich
Was für eine grossartige Premiere gestern Abend in Thun! Ich möchte es nicht unterlassen, dem ganzen Team allerherzlichst zu danken und zu gratulieren, was dem Publikum gestern geboten worden ist. Eine absolut geniale Vorstellung mit grossartigen Schauspielerinnen und Schauspieler, mit einem super Bühnenbild und dem hochinteressanten Einblick in das Leben von Marie Curie. Ich wünsche Ihnen von Herzen eine erfolgreiche Zeit und ich bin überzeugt, dass es auch für die Schülerinnen und Schüler des BBZ IDM eine nachhaltige Vorstellung und Erfahrung sein wird.
Herzliche GrüsseA
nita Luginbühl
Präsidentin VIVA Thunersee
29.10.2025 Online BZ Thun & Region: Vier Laien-Ensembles buhlen im November um die Gunst des Publikums
– Das Theater am Tatort inszeniert Marie Curies Leben im Berufsbildungszentrums IDM.
– Die Junge Bühne Thun zeigt das sozialkritische Stück «Top Dogs» in der Alten Oele.
– Im Stück «Mord im Orient-Express» der Steffisburger Spil-Lüt sucht Hercule Poirot in der Westhalle in Thun wieder einmal den Mörder.
– Auch das Theater Schönau Thun setzt auf Krimi. Mit «Si letscht Vorhang» locken sie die Gäste ab 12. November ins Thun-Expo-Areal.

Kurz nach der Hochzeit führen Marie Curie (Yumi Speich) und Pierre Curie (Lionel Romero Lanz) ein glückliches Leben: Szene aus den Proben für das Stück «Marie Curie» des Theaters am Tatort.
Theaterfans kommen im November in Thun voll auf ihre Kosten. Gleich vier neue Produktionen feiern Premiere. Doch fürchten die Ensembles nicht die gegenseitige Konkurrenz? Der ganze Bericht in voller Länge: https://www.bernerzeitung.ch/thun-vier-theater-buhlen-im-november-um-publikum-562474207547
Gabriel Berger
Die einzige Doppel-Nobelpreisträgerin
Bei Theater am Tatort stand am Anfang – wie immer – die Frage nach der (möglichst ungewöhnlichen) Spielstätte. Im Vorstand des Uetendorfer Theatervereins machten sich alle ihre Gedanken. Irgendwann kam Daniela Schneiter Bichsel das Berufsbildungszentrum IDM an der Mönchstrasse in Thun in den Sinn. «So entstand die Idee, auf eine Person aus der Wissenschaft als Protagonistin zu setzen», erzählt die Regisseurin. Obwohl auch Einstein zur Debatte stand, fiel die Wahl von Ueli Bichsel, dem Autor des neuen Stücks, auf Marie Curie (1867–1934). Die Physikerin und Chemikerin, die die Radiochemie begründet hat, ist bis heute die einzige Frau, die gleich zwei Nobelpreise erhielt. «Die IDM zeigte sich sehr offen für unsere Idee», sagt Schneiter Bichsel, die es als «Privileg» bezeichnet, das Stück ihres Ehemanns zu inszenieren.

Als Jean Perrin (Urs Künzi) Marie Curie (Yumi Speich) eine schlechte Nachricht überbringt, stürzt dies die Forscherin in eine tiefe Krise.
Ab dem 31. Oktober stehen rund 20 Aufführungen von «Marie Curie» in der 220 Personen fassenden Aula der IDM auf dem Programm. Für Schneiter Bichsel ist es nach «Stiller Tod» die zweite selbstständige Regiearbeit – bei der mittlerweile neunten Theater-am-Tatort-Produktion. «Die Geschichte ist sehr nah am Leben von Curie. Und emotionaler, als man vermutet», verrät die Regisseurin.Nach anderthalb Jahren Vorbereitung steht jetzt die Premiere bevor. Der Vorverkauf laufe bislang «sehr gut». Doch machen sich die vielen Ensembles nicht gegenseitig das Thuner Publikum streitig? Schneiter Bichsel verneint: «Wir setzen alle auf andere Themen. Und ich kenne viele Menschen, die sich gerne ein Theater anschauen gehen. Oder mehrere – gerade in der Vorweihnachtszeit.»
2.11.2025 BZ Online BZ Thun & Region: «Marie Curie wird zum Leben erweckt».

Der Theaterverein «Theater am Tatort» präsentiert im Berufsbildungszentrum IDM das Stück «Marie Curie». Die junge Marie Curie (Yumi Speich) trifft in Paris ihren künftigen Ehemann Pierre Curie (Lionel Romero Lanz). Foto: Susanne Keller
Im Hörsaal des Berufsbildungszentrums IDM zeigt das Theater am Tatort das biografisches Schauspiel «Marie Curie» von Ueli Bichsel. Darin lässt er die Wissenschaftlerin lebendig werden. Der ganze Bericht in voller Länge: https://www.bernerzeitung.ch/marie-curie-ueli-bichsel-erweckt-nobelpreistraegerin-in-thun-473213212418
Christina Burghagen
Idealer Spielort – originelles Bühnenbild
Der Tatort der diesjährigen Inszenierung von Daniela Schneiter Bichsel ist wie gemacht für das biografische Schauspiel, denn die Plätze an den Tischen im Hörsaal des Berufsbildungszentrums suggerieren dem Publikum, wirklich in der berühmten Pariser Universität Sorbonne zu sitzen. Die aufsteigenden Plätze bieten beste Sicht auf Bühne und Talkshow-Ecke. Die Kulissen der Szenenorte werden mit riesigen, stilechten Fotos nachempfunden, sodass oft ein Tisch und zwei Stühle als Requisiten ausreichen. Das Bühnenbild stammt von Dany Rhyner.
Marie Curie als Talkgast
Die überraschenden Regieeinfälle von Daniela Schneiter Bichsel verhindern eine staubtrockene Geschichtsstunde: Zu Beginn ist das Publikum irritiert, denn aus der Gegenwart taucht Aliena Schweizer als Kamerafrau auf und ruft laut Anweisungen an ihre Kamerakollegen.Hat es schon begonnen? Gibts eine Panne? Nach und nach wird klar, dass links von der Bühne zwei Sessel stehen, auf denen die Talkmasterin Jessica Born von News TV und die ältere Marie Curie Platz nehmen.

Die Talkmasterin Jessica Born (Tina Fassbind) befragt die ältere Marie Curie (Monika Balsiger) zu ihrem Leben. Foto: Susanne Keller
Mit geschickten Fragen animiert die smarte Moderatorin die prominente Doktorin der Physik und Chemie, aus ihrem Leben zu erzählen. Diese Szenerie wiederum wird permanent auf die grosse Leinwand projiziert. Zusammen mit den chronologisch ablaufenden Szenen, die das Leben der erst jungen Wissenschaftlerin (Yumi Speich) bis zu ihrem Tod nachzeichnen, wird die Inszenierung zum grossen Ganzen. Das Schauspiel wird in Mundart aufgeführt, wobei Madame Curie als Talkgast mit authentischem polnischem Akzent spricht.
Ein feines Händchen beweist Tina Fassbind bei den Kostümen, die der Jahrhundertwende bis in die 1930er-Jahre nachempfunden sind. Die eingespielte Musik von Evelyne und Kristina Brunner schenkt dem Theaterabend eine sinnlich intensive Atmosphäre.
Am Schluss fragt sich die Ausnahmewissenschaftlerin, ob ihr Werk Segen oder Fluch sei: «Wir werden sehen, was die Welt daraus macht.»

