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Thuner Tagblatt

Als kurzweilige Geschichtsstunde mit fantasiereichen Details kommt das erstklassig inszenierte Theaterstück «Der letzte de Rougemont» von Ueli Bichsel daher.

Christina Burghagen
Publiziert: 28.07.2023, 20:53

Mitten im Industriegebiet Uetendorf ist eine Theaterwelt samt Schloss aus dem Boden gewachsen, die ihresgleichen sucht. Autor Ueli Bichsel erscheint und zeigt sich sichtlich gerührt, denn es ist seine letzte Inszenierung, die er als Regisseur begleitet hat. «Meine Frau Daniela hatte die Idee, Möbel aus der Brocki zusammenzutragen, damit die Beiz ein historisches Flair bis hin zum Kronleuchter bekommt», erklärt der Theatermann stolz und präsentiert das Resultat. Schnörkel-Stühle und schwungbeinige Tische zieren das grosse Gastronomiezelt, wo es sich gemütlich sitzen lässt. Ebenso komfortabel ist die überdachte Zuschauertribüne, die etwaigen Regengüssen die Zunge rausstreckt. Doch daran ist an diesem lauen Sommerabend nicht zu denken. Die Spannung, die bei den geladenen Gästen fast spürbar ist, macht sich breit. Vor ihnen liegt das Schloss Schadau, das mit einer imposanten weiss gekleideten Stahlkonstruktion umgesetzt wurde. Davor gibt es jede Menge Kiesfläche, die bespielt wird.

Doppeltes Dilemma

Drei Schlossgärtner harken knirschend den Vorplatz, bis ein Trauerzug gemächlichen Schrittes auftaucht und die Geschichte «Der letzte de Rougemont» einleitet. Durch einen Unfall ist ein Untergebener des Schlosses zu Tode gekommen und hat Frau und acht Kinder in Armut zurückgelassen. Die ältesteTochter dieser Familie Bylang, Magdalena (Yumi Speich), wird als Pflegekind vom Schlossherrn Albrecht Johann Friedrich de Rougemont (Andreas Schibler) und von dessen Gattin Mina Justina Anna de Rougemont (Ursula Lerf) aufgenommen. Damit beginnt eine Tragödie, denn zum einen lässt die Grossmutter Sophia Cécile Chantal de Rougemont-de Pourtalès (Daniela Krneta) keinen Tag verstreichen, um gegen dieses Balg von niedrigem Stand zu ätzen. Zum anderen erwählt der Sohn des Hauses, Alfred Denis Ludwig «Louis» de Rougemont (Lionel Romero Lanz) das junge Mädchen, das alle Mädi nennen, als Spielgefährtin und verliebt sich später in sie.

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Louis de Rougemont (Lionel Romero Lanz) macht seinen zickigen Schwestern Clara (Anik Trachsel) und Laurence (Aliena Schweizer) eine lange Nase.

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Das Stubenmädchen Lisi (Luana Schnegg) hat alle Hände voll zu tun, um den Bengel Louis de Rougemont (Lionel Romero Lanz) in seine Schranken zu weisen.

All die Namen, bei denen man beim Aussprechen zweimal nach atmen muss, fügen sich imTheaterspiel wie selbstverständlich ein, ohne je nervig zu wirken. Vielmehr unterstreichen die Von-und-zu-Namen das abgehobene Dasein des geldschweren Adels.

«Ohlala» ist die Würze

Der frankofone Hausierer (Daniel Niedermann), den alle «Ohlala» nennen, taucht als kommentierender Charmeur immer wieder auf, wirkt in seiner Schlüsselposition vortrefflich und ist die Würze des Spiels. «Die deutsche Sprache ist baaaah!», parliert er mit französischem Akzent. Allein das Wort «sac à dos» höre sich doch viel eleganter an als «Rucksack». Auch die Namen seien im Französischen wohlklingender als Krähenbühl. Gekicher im Publikum.

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Alles, was man zum Leben braucht, bringt Hausierer «Ohlala» (Daniel Niedermann) zum Schloss Schadau. Stubenmädchen Lisi (Luana Schnegg) schäkert mit dem Weitgereisten.

Die Handlung umspannt zwölf Jahre von 1896 bis 1908. Um dem Zuschauenden das zeitliche Einordnen zu erleichtern, sind auf der Leinwand am Schloss die Jahreszahlen jeweils beleuchtet. Die Gouvernante Verena Knechtenhofer (Tina Fassbind) mach ihrem Namen alle Ehre und kommandiert die Stubenmädchen herum wie auf dem Kasernenhof. Die guten Geister mit Häubchen und Schürze wiederum sind so frech und unterwürfig, wie es die damalige Zeit zuliess.

Starke Regieeinfälle und Szenen machen die Aufführung zu einem Genuss.

Wenn das Gesinde nach den anstrengenden Hochzeitsvorbereitungen für Laurence de Rougemont und den Deutschen Karl Alexander von Swaine nebeneinandersitzt und wie Dominosteine umfällt, gibt es einige Lacher. Unterhaltsam wie lustig ist die Brautschau für Louis, die von der bärbeissigen Grossmutter angezettelt wurde. Denn die Alte, wie sie alle in ihrer Abwesenheit nennen, hat auch den Vertrauensarzt (Pascal Zumbach) und den Rechtsanwalt (Daniel Anderes) dazugebeten, die jeweils die Anwärterinnen aus den Häusern de Pury, de Pourtalès oder de Perrot nach Gesundheit und Vermögen beurteilen.

Jede Menge Lokalkolorit

Prächtige Roben und stilechte Kostüme, Kutschen, die von zwei echten Pferden gezogen werden, nahezu 40 Schauspielerinnen und Schauspieler in Bestform und ein raffiniertes Bühnenbild, das der Fantasie jede Menge Raum lässt, machen die Inszenierung zum Theaterjuwel. Ueli Bichsel verarbeitete allerhand historische Fakten. So erfährt das Publikum, wie der Sozialismus nach Thun kam, wo der Vorläufer des Thuner Stadtorchesters, der Orchesterverein, spielte und der Luxusdampfer Blümlisalp erstmals in See stach. Das Stück «Der letzte de Rougemont» beginnt und endet mit dem Tod. Doch dazwischen sprüht die Handlung voller Lokalkolorit, Leidenschaft und Blicke zurück in eine Zeit, als Menschenrechte ein Fremdwort waren.

Christina Burghagen

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Jungfrau Zeitung

Der letzte de Rougemont ist der Letzte von Bichsel

Peter Wäch/31. Juli 2023

Im Leben und in der Liebe läuft es nicht immer wie geplant, das gilt auch für die Hautevolee. Davon handelt das Stück «Der letzte de Rougemont» von Ueli Bichsel, das in Uetendorf zur Uraufführung gelangte. Die Schlossspiele Thun überzeugen 20 Jahre nach Dürrenmatts «Dame» und 23 Jahre nach der Gründung mit einer starken szenischen Rückblende in die Ära einer Feudalherrschaft um 1900 in Thun.

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Baron liebt Dienstmädchen: Letzten Freitag feierte Ueli Bichsels Stück «Der letzte de Rougemont» in Uetendorf Premiere.Fotos: Dany Rhyner

Es sind die Dramen, kurz und knackig erzählt, die auch in der Oper ziehen. Der Freitod aus Liebe, prominent verarbeitet von Goethe in seinem «Werther» und kongenial vertont von Jules Massenet für seinen Vierakter von 1892. In der Geschichte der de Rougemonts, die Ueli Bichsel zwischen 1896 und 1908 ansiedelt, gehen die Schlossspiele Thun der Frage nach, warum sich der Nachkomme der adligen Familie so jung das Leben genommen hat. Fiktion und Realität finden im zweistündigen Stück perfekt zusammen und bieten nebst vorzüglicher Unterhaltung auch die eine oder andere Geschichtslektion, wie die Eröffnung des Kaufhauses Loeb in Bern oder die Jungfernfahrt des Salon-Dampfers «Blümlisalp».

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Alfred Denis Ludwig «Louis» de Rougemont (Lionel Romero Lanz) liebt das «Verdingkind» Magdalena (Yumi Speich), doch seine Gefühle werden nicht erwidert.

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Schlossgärtner Johann Bachmann (Luca Rindisbacher, erster von links) liebäugelt mit den Sozialisten und möchte mit seinen Kumpels vom Schloss eine Arbeiterpartei gründen.

Adel liebt «Pöbel» 
Man könnte denken, es sei ein Sommer der Suizide. Bei den Thunerseespielen ist es «Dällebach Kari», der seinem Elend in der Aare ein Ende macht und in Uetendorf dient der See zum frühen Tode. Im Gegensatz zum Berner Coiffeur ist der Adlige Alfred Denis Ludwig «Louis» de Rougemont (Lionel Romero Lanz) aber nicht todkrank, sondern vielmehr todtraurig. Die Leiden des jungen Anwärters beginnen nach einer Beerdigung. Ein Bediensteter im Schloss Schaudau, wo die de Rougemonts residieren, kam in der nahegelegen Munitionsfabrik ums Leben, er hinterlässt acht Kinder. Die älteste Tochter der Familie Bylang, Magdalena (Yumi Speich), kommt in die Obhut – oder besser gesagt – in die Dienste von Schlossherr Albrecht Johann Friedrich de Rougemont (Andreas Schibler) und seiner gütigen Gattin Mina Justina Anna de Rougemont (Ursula Lerf). Es dauert nicht lange, bis Louis für die schüchterne «Madi» entflammt.

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Adel verpflichtet und der Stand muss weitergehen: Sophia Cécile Chantal de Rougemont-de Pourtalès ist die eiserne Lady und Grossmutter vom jungen Baron Louis (Lionel Romero Lanz) und hat dessen Herzschmerz-Flausen gründlich satt.

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Geschwisterliebe mit Grenzen: Während Baron Louis im Liebesrausch keinen Unterschied zum vermeintlichen «Pöbel» macht, erweisen sich seine Schwestern Laurence Alice (Aliena Schweizer, links) und Clara Sophia Margaretha (Anik Trachsel) als wahrhaftige Aristozicken.

Der passende «Comment»
Louis wird von Lanz facettenreich gespielt. Ein junger Mann, der sich mit Impetus gegen die vorherrschenden Stände und des Dünkel auflehnt. Mit Magdalena erhofft er sich den Ausbruch aus den starren Konventionen und auch eine Flucht vor seiner Grossmutter, Sophia Cécile Chantal de Rougemont-de Pourtalès, die in ihrem eigenen Gift badet. Die alte Baronin, dessen einziges Streben der passende «Comment» ist und Untergebene gerne «sozialistisches Pack» schimpft, versucht mit eisernem Willen das Erodieren der Aristokratie zu verhindern, die zunehmend von sozialistischen Arbeiterbewegungen bedroht wird. Daniela Krneta gibt die Figur aus einer gelungenen Mischung aus Madame de Meuron und Claire Zachanassian aus «Der Besucher der alten Dame». Wie bei Dürrenmatt ist es auch hier Verbitterung, die andere in den Tod treibt.

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Kein Kragen schief, keine Bluse ungeknöpft. Sophia Cécile Chantal de Rougemont-de Pourtalès (Daniela Krneta) inspiziert das Schlosspersonal mit gnadenloser Härte.

Tragikomische Brautschau 
Im Gegensatz zum verträumten Louis wird Magdalena, die den Anfeindungen der adligen Schwestern Clara und Laurence ausgesetzt ist, eine zunehmend selbstbewusste Frau. Anfänglich wehrt sie das Liebesbalzen des jungen Barons erfolgreich ab. Doch Louis Werben nimmt kein Ende bis «Madi» das Gut verlässt und ihren Bänz, einen einfachen Büezer, heiratet. Eine Brautschau soll den verschmähten Louis unter die Haube bringen, denn inzwischen hat auch sein Vater das Zeitliche gesegnet. Die Grossmutter organisiert das Schaulaufen samt Vertrauensarzt (Pascal Zumbach) und Rechtsanwalt (Daniel Anderes). Hier reiht sich Pointe an Pointe, wenn Anwärterinnen aus den betuchten Häusern de Pury, de Perrot und von Graffenried mit ihren Müttern antanzen und Louis den süffigen «Neuenburger» stürzt, bis er sichtlich angetrunken vor der peinlichen Kuppelshow flieht. 

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Alles Walzer. Albrecht Johann Friedrich de Rougemont macht seinen schönen Schlosspark unter politischem Druck dem Volk am Sonntag zugänglich. Getanzt wird aber auch ganz unter sich zur Hochzeit von Laurence Alice de Rougemont mit dem deutschen Adligen Karl Alexander von Swaine.

Stolz und Vorurteil Die Geschichte hat Zug, das liegt auch an der straffen Umsetzung von Daniela Schneiter Bichsel und Ueli Bichsel, die den Spielfluss immer wieder unterbrechen mit kurzem «Freeze». Ein frankofoner Hausierer (Daniel Niedermann), der sich als «Marchand volant» bezeichnet und den alle «Ohlala» nennen, hat auch die Funktion eines Erzählers und das ist ein gelungener Kniff, um durch das zum Teil historisch belegte Stück zu führen. Gespielt wird dieses Jahr auf dem Industriegelände Uetendorf. Eine einfache Stahlkonstruktion mit weissem Leinen bezogen und davor eine grosse Kiesfläche veranschaulichen eine Schlossszenerie. Vom Spot beleuchtete Jahreszahlen schaffen Chronologie. Kutschen mit echten Pferden und authentische Kostüme wähnen die Zuschauer in einer Verfilmung von «Stolz und Vorurteil». Auch die Soundanlage in der überdachten Zuschauertribüne ist vom Feinsten. Wenn die «Frühlingsstimmen» von Johann Strauss erklingen, möchte man am liebsten mittanzen. 

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Der Hausierer Guy Serge Dafflon (Daniel Niedermann), genannt «Ohlala», hier mit Stubenmädchen Lisi (Luana Schnegg), führt mit Charme und Witz durch das Geschehen und hat im Stück auch das letzte Wort.

Bichsel sagt Adieu 
Ein starkes Ensemble aus 40 Darstellerinnen und Darsteller, viel Lokalkolorit und ein Skript mit Drama und Witz machen das Stück «Der letzte de Rougemont» zu einem Triumph dieser längst etablierten Theatertruppe, die immer wieder an verschiedenen Orten in und um Thun herum aufspielt. Es soll Ueli Bichsels letzter Streich sein für die Schlossspiele Thun. Politiker und Theaterkritiker Hannes Zaugg-Graf gab in seiner Rede an der Premiere von letzten Freitag zu verstehen, dass er es durchaus schätzen würde, wenn Bichsel diesen Entscheid nochmals überdächte. Der Entschluss von Louis im Stück kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, sein Leben zerschellt an überholten Wertvorstellungen und auch am eigenen Unvermögen, seine Liebesglut auf andere zu projizieren. Der redegewandte «Ohlala» lässt am Schluss noch wissen, dass «Madi» an dem Tag ein Kind geboren hat, als Louis seinen letzten Atemzug nahm. Sie taufte das Neugeborene trotz Widerständen Louis.

Peter Wäch


generationentandem.ch

Intrigen, Adel und Überraschungen: Die grossartige Premiere von «Der letzte de Rougemont» mitten im Industriegebiet Uetendorf


Annemarie Voss/31. Juli 2023

Die Premiere konnte am 28. Juli bei bestem Wetter und praktisch voll besetzter Tribüne in Uetendorf gespielt werden. Das Stück ist eine der beiden Jubiläums-Aufführungen «10 Jahre Theater am Tatort und 20 Jahre SchlossSpiele Thun».

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Viel Drama, aber auch viel lustiges: «Der letzte de Rougemont» ist durch und durch unterhaltsam. – Bilder: Dany Rhyner

Das Industriegelände in Uetendorf wäre sicher nicht der bevorzugte Wohnsitz von Grandmaman de Rougemont gewesen. Das Bühnenbild lässt aber bereits nach der ersten Szene vergessen, dass die unmittelbare Nachbarschaft «Garaventa» heisst.

In kurzen, prägnanten Szenen wird das Publikum in das herrschaftlich feudale Leben der Adeligen und Reichen und das entbehrungsreiche, harte Dasein der armen Bevölkerungsschicht geworfen. Stilsicher gekleidet und frisiert und jede Szene vom ganzen Ensemble super gespielt, nimmt das Drama, das auch witzig sein kann, seinen Lauf. Jedes Wort ist absolut verständlich, dank Headsets, was eine entspannende Wirkung hat. Des Öfteren ist mein Theatervergnügen geschmälert worden, weil ich erfolglos versucht habe, alles verstehen zu können.

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Der Hausierer, gespielt von Daniel Niedermann, führt gekonnt und unterhaltsam durch das Stück. 

Der Hausierer, der die Bezeichnung «marchand volant» bevorzugt, führt von Szene zu Szene. Der fliegende Händler sorgt auch dafür, dass klar ist, in welchem Jahr sich die Handlung gerade abspielt. Regisseur Ueli Bichsel hat allerdings mit den «Freezes», die gekonnt umgesetzt wurden, eine wirkungsvolle Zäsur jeweils zum Ende jeder Szene gesetzt. Die super Ausstattung wurde noch getoppt durch das Vorfahren einer Kutsche, gezogen von zwei prächtigen Pferden. Sicherlich nicht geprobt wurde das publikumswirksame Hinterlassen von Pferdeäpfeln, das Beseitigen dieser aber wohl schon.

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Highlight des Abends: Das Vorfahren der Kutsche, gezogen von zwei prächtigen Pferden. 

Weitere Punkte, die den Besuch nebst der Aufführung vervollkommnen: Gedeckte Tribüne, bequeme Stühle mit ausreichender Beinfreiheit, gute Gastronomie und beste Betreuung durch die HelferInnen. Die Handlung muss nicht erzählt werden, sie kann hier nachgelesen werden.


Generationentandem besucht am Sonntag, 6. August, eine Vorstellung um 17:00 Uhr. Kommen Sie mit und profitieren Sie vom Gruppenrabatt. Anmeldungen bis 4. August unter: ausflug@generationentandem.ch. Sollte das Datum nicht passen, wird «Der letzte de Rougemont» noch bis 2. September gespielt.

Annemarie Voss


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Peter Halter, Allmend, Uetendorf.

ich war im Theater: «DER LETZTE DE ROUGEMONT». – Drei Generationen unter einem Dach – und was für ein Dach, es ist das des phantastischen Schlösschens Schadau amThunersee.

Jede Generation versucht auf ihre Art und Weise den Weg ins 20. Jahrhundert zu meistern. Die alte Baronin de Rougemont schreitet mit durchgestrecktem Rücken und tausend JahrenTradition im Nacken unverzagt in die Zukunft. Die mittlere Generation, Baron de Rougemont mit Gemahlin, versucht mit Güte und Wohlwollen dem einfachen Volk zu begegnen. Der Jüngste, Teenager-Baron Louis, verliebt sich Hals über Kopf in ein Zimmermädchen ohne «de» im Namen. Welcher Weg der richtige gewesen wäre, können wir als Publikum uns selbst ausdenken. Bei den echten de Rougemonts jedenfalls endete alles in einer Katastrophe. Man mag es kaum glauben, es hat mir schon wieder gefallen: Eine wunderschöne Geschichte, die mich bis zum Schluss gefesselt hat. Die Figuren sind fein gezeichnet, die Inszenierung ist frisch und insgesamt eine rundum gelungene Sache – sogar das garstige Wetter passte perfekt zur zartbitteren Geschichte. www.rougemont-thun.ch


Hannes Zaugg-Graf

Gestern Abend waren wir in Uetendorf im Freilichttheater: Uraufführung von Ueli Bichsels «Der letzte de Rougemont», einem Theater über den letzten Baron im Schloss Schadau. Was nach langweiliem Geschichtsschunken tönt, ist ein amüsantes und dramaturgisch geschicktes Theaterhighlight, hervorragend inszeniert und von einem fantastischen Ensemble grossartig umgesetzt. Ich lobhudle nicht, ich habe einfach nichts auszusetzen. Und das nicht, weil ich zur letzten Inszenierung von Ueli die Eröffnungsrede halten durfte, weil die Inszenierung eigentlich während meinem Grossratspräsidentenjahr vorgesehen gewesen wäre. Danke allen für das schöne Theatererlebnis, Tickets gibts unter www.rougemont-thun.ch

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